Hier folgt ein Bericht von Frank Rainer Seelert über seine Erlebnisse als Helfer für Seniorinnen und Senioren in der Pandemie. Ihm gilt unser Dank für seinen besonderen Einsatz, so wie der Dank den vielen weiteren Helferinnen und Helfern gilt, die sich um Seniorinnen und Senioren in ihrer Umgebung kümmern.
"Den Anfang mache eine WhatsApp Nachricht Dr. Lanzendörfers mit der Frage, ob und wie wir in der Covid-19 Pandemie Senioren helfen können. Es ist bereits über ein Jahr her. Wir nahmen die Pandemie zwar sehr ernst, aber machten auch den einen oder anderen Spaß, vielleicht im Irrglauben, dass die Situation beherrschbar sein würde. Das änderte sich schnell, als Fotos und Filme aus Bergamo den Schrecken und das Leid dieser Pandemie lebendig erschienen ließen.

Solidarität und Hilfe ohne Ansehen einer Person und ohne finanzielles Interesse sind einer der vielen Eigenschaften der Sozialdemokraten während Vertreter einer anderen großen Volkspartei sehr schnell feststellten wie gut man daran verdienen kann. Wir boten Hilfe beim Einkaufen an, so war der Grundgedanke. Ein- bis zweimal pro Woche den zuvor bestellten Einkauf erledigen, diesen in einer Tüte oder einem Karton ohne persönlichen Kontakt übergeben… So sollte der Ablauf sein und so war es auch am Anfang.

Ausflug in die Natur

Die Pandemie hat viele Gesichter. Eines davon ist der Tod, der weder nach der der Nationalität noch nach der gesellschaftlichen Stellung eines Menschen fragt. Die meisten von uns werden mit ihm fast ausschließlich durch Statistiken und Berichte berührt, andere haben jedoch auch Angehörige oder Freunde verloren. Ein anderes Gesicht ist eine schleichende Vereinsamung. Auf einmal kamen nicht mehr Freunde, Enkel, Kinder usw. zu Besuch. So wurde mir klar, dass es ein zweites, vielleicht sehr viel wichtigeres Feld gab auf dem wir Hilfe anbieten können. Welche Folgen das haben kann möchte ich gerne an einem Beispiel aufzeigen: Aus einem Bassumer Ortsteil erreichte mich ein Hilferuf mit folgendem Inhalt: „Ich sitze im Luftschutzkeller, hier fallen britische Bomben“. Man kann darüber schmunzeln, aber für den alten Mann, der im Heizungskeller saß, war es eine schreckliche Situation und ich brachte ihn danach zu seiner Schwiegertochter in eine Kleinstadt bei Oldenburg. Andere Senioren wollten reden, ich erhielt Einladungen „auf eine Tasse Kaffee“ usw. Natürlich hatte ich aus zweierlei Gründen auch Angst. Zum einen selbst infiziert zu werden und zum anderen unwissentlich das Virus an Senioren weiterzutragen. So kaufte ich mir für die Arbeit in den Haushalten einen Schutzanzug, Schutzbrille und FFP-3 Maske. Es sah etwas eigenartig aus (siehe Foto) aber es gab mir und den Senioren ein sicheres Gefühl.

Im Schutzanzug zur Sicherheit aller

Die Nachfrage nach Hilfe ließ nach, bis uns im Herbst/Winter 2020/2021 die nächste Welle traf. Nun kam ein weiterer Aspekt hinzu: Fahrten zum Impfzentrum und später auch zur Gemeinschaftspraxis. Diesbezüglich rief mich in einem Fall auch unser Bassumer Bürgermeister an und ich habe nie eine Bitte abgeschlagen. Jetzt, im Mai 2021, erreichen mich so gut wie keine Bitten um Hilfe mehr.

Noch haben wir die Pandemie nicht überwunden, der Schrecken kann durch weitere Mutationen schnell wieder einsetzen. Aus der geschilderten Erfahrung wurde eine andere Idee geboren: Wünschenswert wäre eine Initiative gegen Vereinsamung im Alter. Das Virus hat unser Leben verändert und ändert es weiter. Aber nicht nur das Virus. Lebten vor einigen Jahrzehnten noch mehrere Generationen unter einem Dach, so ist das heute die Ausnahme. Ich sah es bei meinen eigenen Eltern als auch bei den von mir betreuten Senior*innen: Irgendwann kommen die Freunde nicht mehr zu Besuch, die Vereinsamung setzt schleichend, aber mit zunehmendem Tempo ein. Dem können wir mit einer Initiative entgegenwirken und ich habe dazu auch konkrete Ideen, die ich gern mit Interessierten erläutern kann."

Zum Geburtstag gratulieren gehört dazu
Frank Rainer Seelert gratuliert zum Geburtstag. Kurze Zeit später erkrankte die Bramstedterin schwer und starb. Sie wurde 88 Jahre alt.

Im August 2020 gab es bereits eine Veranstaltung: Eine 7-tägige Fahrt ins Seniorenhaus Anna-Charlotte nach Białośliwie in Polen, wo wir gemeinsam in herrlicher Umgebung eine schöne Zeit verbrachten. Dieses Haus ist gedacht für einen Aufenthalt von einem bis zu drei Monate um Senioren Abwechslung, herzliche Betreuung und pflegenden Angehörigen eine „Aus-Zeit“ zu geben."

Eine Erinnerung an den schönen Aufenthalt in Polen
Eine Erinnerung an den schönen Aufenthalt in Polen.