Heute vor 60 Jahren verstarb Kurt Schumacher, einer der Wiederbegründer der SPD nach dem Faschismus und sicherlich für lange Zeit ihre gestaltende Persönlichkeit.
Kurt Schumacher wurde 1895 in Westpreußen als Curt Schumacher geboren. In seiner Selbsteinschätzung fühlte er sich schon als 15-Jähriger der SPD zugehörig, auch wenn er ihr erst 1918 beitrat. Kurt Schumacher studierte Jura und schloss das Studium mit seiner Promotion zum Dr. jur. ab. Den 1. Weltkrieg erlebte er als Kriegsfreiwilliger, im Krieg verlor er seinen rechten Arm.
Schumacher war danach als Journalist tätig, gehörte dem württembergischen Landtag ab 1924 und dem Reichstag ab 1930 an.

Schumacher Kurt
Foto: Friedrich-Ebert-Stiftung, AdSD

Er war als Mitarbeiter von Otto Wels an der Fassung seiner Rede zum Ermächtigungsgesetz beteiligt. Das, was Otto Wels unter dem höhnischen Gejohle der Nazis und Deutschnationalen sagte: “Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“ lebte Schumacher. Während der Zeit des Faschismus war er genau neun Jahre, neun Monate und neun Tage in verschiedenen KZ. Eine Unterlassungserklärung mit dem Verzicht auf politische Betätigung, die ihm die Freiheit gebracht hätte, unterschrieb Kurt Schumacher nicht. Schwer erkrankt wurde Schumacher kurz vor Kriegsende aus dem KZ Neuengamme nach Hannover entlassen.
Schumacher sammelte die versprengten Kräfte der SPD, gemeinsam gründeten sie schon 1945 die SPD neu (noch während des Parteienverbots der Besatzungsmächte). Bei der Gründungsversammlung bat er alle Teilnehmer, auf einem Zettel ihre Haftdauer zu notieren. Willy Brandt erzählt davon: “'Ich prüfte die Zettel', so berichtete Schumacher, 'und mehr als tausend Jahre Haft starrten mir entgegen.'“ (Willy Brandt: “Links und frei“, Hamburg, 1982, Hoffmann & Campe, S. 213)

Schumacher wurde der charismatische Führer der SPD.

Diskutieren war seine Sache nicht. Auch davon berichtet Willy Brandt: “Er bat nicht, sondern er forderte. Er wog nicht Argumente gegeneinander ab, sondern schleuderte das Ergebnis seines Nachdenkens in den Zuhörerkreis - und dies mit erheblichem Stimmaufwand." (S. 414).

Kernpunkt seines politischen Wollens war die Einheit Deutschlands unter Ausschluss jedes totalitären Ansatzes. Für ihn sind die Totalitären von rechts und links gleich, bekannt ist sein Ausdruck von den Kommunisten als “rotlackierten Faschisten“, den er schon 1930 erstmals benutzte.

Schumacher verweigerte sich konsequent einer möglichen großen Koalition nach der ersten Bundestagswahl von 1949 und sah sich in der Rolle einer “konstruktiven Opposition“. Noch vor der ersten Bundestagswahl musste ihm 1948 sein linkes Bein amputiert werden, was er als Erleichterung empfunden haben soll: “Jetzt stört es nicht mehr!"
Seine schweren, während seiner fast zehn Jahre im KZ erlittenen Krankheiten, brachten ihm dennoch den Tod. Während des Transports seines Sargs von Bonn nach Hannover säumten Hundertausende die Straßen und gaben ihrem Kurt Schumacher das letzte Geleit.

Er starb im Alter von 57 heute vor 60 Jahren.

Literaturhinweis: Peter Merseburger: Kurt Schumacher. Pantheon-Verlag. 559 Seiten, € 16,99

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