Auch die Arbeit im und für den Rat der Stadt Bassum ist aktuell erheblich mühsamer als sonst. Die Gewinnung von Informationen bei Unterhaltungen, das klärende Gespräch, der kurze Besuch, gemeinsame Unternehmungen: Alles fällt derzeit fast komplett aus. So findet auch die SPD-Fraktion wenig Gefallen an den Video-Sitzungen. „Es fehlt wirklich das Persönliche, das direkte Miteinander-Arbeiten“, bedauert Bassums SPD-Fraktionschef Dr. Christoph Lanzendörfer die Lage.

Dennoch bewertet die Fraktion die digitalen Treffen (Fraktionssitzungen/Ausschüsse) besser als andauernde Verschiebungen, die eine zeitnahe Bearbeitung von Themen verhindern.
Allerdings kommt erschwerend zur belastenden Situation die für Ehrenamtliche kaum stemmbare Last von Unterlagen erschwerend hinzu. „Im Bauamt sitzen zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dort hauptamtlich tätig sind“, deutet Fraktionsvorsitzender Dr. Christoph Lanzendörfer an, „und wir Ehrenamtlichen bekommen acht Tage vor einer Sitzung Unterlagen in einer Stärke von 1.600 Seiten. Und das jeweils für Sitzungen im April, Mai und Juni.“ Auch bei endlosem Enthusiasmus sei das nicht ausreichend für verantwortungsvolle Arbeit zu stemmen. „Wenn ehrenamtliche Arbeit nicht nur als Abwinkinstrument gehandelt werden soll, dann muss sich hier etwas ändern!“, fordert Dorit Schlemermeyer.

Enttäuscht zeigte sich die SPD vom Umkippen der Ratsmehrheit hinsichtlich der Planungen für einen Baumarkt. „Wir haben uns in wochenlangen Sitzungen und Gesprächen mit einem erheblichen Kostenaufwand durch eine Beraterfirma ein Innenstadt-Einkaufskonzept gegeben, das für alle Beteiligten erkennbar die Pläne der Stadt zeigen kann“, ärgert sich Bärbel Ehrich. „Aber beim ersten Antrag wird alles geändert, was der Investor möchte. Dann können wir uns die ganze Arbeit auch sparen. Was soll das dann noch?“ Die SPD fragt sich, wie seitens der Stadt reagiert würde, wenn beispielsweise ein Outlet für Bekleidung den Wunsch nach Änderungen habe.

2017 hatte die SPD angeregt, den jüdischen und Soldatenfriedhof an der B51 etwas aufzuhübschen und die Zuwegung zu verbessern. „Keinesfalls aber möchten wir das erreichen, was die Grünen offensichtlich wollen: Einen Ort des Tourismus daraus machen!“ So einer der damaligen Mitinitiatoren, Jonathan Kolschen. Ausführliche Gespräche mit dem damaligen Stadtarchivar Klaus Menke hätten ergeben, dass ein so sensibler Ort, abseits jeder sozialen Kontrolle, auf gar keinen Fall ein offenes Einfallstor für Vandalismus sein darf. „Wir möchten diesen Ort der Ruhe und Würde so bewahren, wie er ist. Für wirklich Andenkende ist der Weg etwas herzurichten. Mehr möchten wir nicht.“ Wenn schon in der Nacht zum 20.4. - wenn Vergangenheitsfanatiker der rechten Szene auch heute noch an „Führers Geburtstag“ erinnern - mitten in der Stadt Schüsse abgegeben werden, dann mag man sich nicht vorstellen, was außerhalb der Stadt an diesem Ort passieren könnte.

Besuch auf dem jüdischen Friedhof in Bassum
Jonathan Kolschen, Dr. Christoph Lanzendörfer und Luzia Moldenhauer besuchten am 4.10.2017 den Jüdischen Friedhof an der B 61. Die SPD Fraktion im Stadtrat hatte einen Antrag auf Verbesserung des Zugangs zum und des Zustands auf dem Friedhof gestellt.

Kommentar zum Antrag der Grünen

Dass die Grünen im Stadtrat nun entdecken, dass die SPD schon vor vier Jahren den Antrag gestellt hatten, lässt fragen, wo die Grünen eigentlich damals waren? Und wie sie mit Themen umgehen. Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass die Grünen ein Thema für sich entdecken und daraus einen Antrag formulieren, den die SPD schon lange Zeit vorher gestellt hatte. Ein bisschen Recherche im Intranet der Stadt Bassum gehört eigentlich zur politischen Arbeit dazu, auch wenn es die ehrenamtliche Arbeit nicht leichter macht. Es gibt auch noch die Möglichkeit, einfach mal in der Verwaltung nachzufragen. Vielleicht klappt das ja beim nächsten Mal.