Am 4. Februar 1871, wurde Friedrich Ebert geboren. Er war der erste demokratisch legitimierte Präsident, den Deutschland je hatte. Am 11.2.1919 wurde er zum ersten Reichspräsidenten gewählt.

Ebert starb am 28.2.1925 im Alter von 54 Jahren im Amt an den Folgen einer Blinddarmentzündung, die er wegen Amtsgeschäften nicht hatte behandeln lassen.

Seinen 150. Geburtstag in diesem Jahr nahmen wir als SPD Ratsfraktion zum Anlass, den Antrag auf Umebenunng der Hindenburgstraße in Friedrich-Ebert-Straße zu stellen. Dieser Antrag löste erwartungsgemäß eine intensive Diskussion aus, auf die wir gern hier an dieser Stelle reagieren möchten.

Kurzer Rückblick

Nach dem Regierungsauftrag an Hitler, der zum 31.1.1933 nach Ernennung durch Reichspräsident Paul von Hindenburg Reichskanzler wurde, gab es auch in Bassum Fackelzüge. Am 1.2.1933 wurde ein Fackelzug „zu Ehren Hindenburgs und Hitlers“ (in dieser Reihenfolge) von der Ortsgruppe der NSDAP durchgeführt.

Gründe für unser Anliegen:

Der Anlass: Die Machtergreifung Hitlers, ermöglicht durch Hindenburg,

Die Person Hindenburgs:

  • die Eröffnung des unbegrenzten U-Bootkrieges auch gegen Zivilisten ab 1. Februar 1917 (die Bewilligung der Obersten Heeresleitung dazu hatte Hindenburg mit seiner Rücktrittsforderung erzwungen);
  • die Verhinderung eines Verständigungsfriedens (allerspätestens nach dem Frieden von Brest-Litowsk und nach der Schlacht von Caporetto möglich) mit dem Kreuznacher „Kriegszielprogramm“ vom April 1917 wurden noch Hunderttausende in den Tod gehetzt, die alleine in der „Offensive Michael“ verheizt wurden;
  • die von ihm überall verbreitete „Dolchstoßlegende“, derzufolge das Militär schon gesiegt hätte, wäre ihm nicht von Sozialdemokraten und der Zivilregierung „von innen ein Dolch in den Rücken“ gestoßen worden.
  • Zudem hat er sich später im Amt bereichert: Wohnte er zu Kriegsbeginn noch in einer Mietwohnung in Hannover, besaß er schon 1933 zwei riesige Güter (1927 Gut Neudeck, 1933 Gut und Schloss Langenau, nördlich davon, beide jeweils mehrere Quadratkilometer groß), 1933 erhielt er zudem vom Reich eine „Donatation“ von 1 Million Reichsmark.
  • Die Skandale um die „Ostlandhilfe“, ursprünglich als Unterstützung notleidender Landwirte in Ostelbien gemeint, wusste er zu deckeln, auch wenn sie das Deutsche Reich finanziell erdrosselten (Umfang Ostlandhilfe 1932: 4 Mrd. RM, Haushalt insgesamt: 8 Mrd. RM).

Die Form der Umbenennung:

Die Form der Umbenennung selbst: Die gewählten Mitglieder, die den Nazis nicht passten, waren ihrer Ämter enthoben und durch Hitler-treue Nachfolger ersetzt worden.

Bereits am 7.4.1933, 66 Tage nach der Machtübernahme durch Hitler, beschloss der Rat der Stadt Bassum einstimmig auf Antrag des „Führers der nationalsozialistischen Bürgervorsteher Rudolf Menke:

  • den Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg und den Reichskanzler Hitler zu Ehrenbürgern der Stadt Bassum zu ernennen, die Kaiserstraße in Hindenburgstraße und die Langewand in Adolf-Hitler-Straße umzubenennen.“
  • Einstimmig erfolgte die Abstimmung deswegen, weil die sozialdemokratischen und der kommunistische Bürgervorsteher (= Ratsmitglieder) bereits aus ihren Ämtern entfernt worden waren.

Der Antrag durch den Chef-Nazi Bassums, Rudolf Menke, Nationalsozialist seit 1925 mit der Mitgliedsnummer 6.406, der später hauptamtlicher Kreisleiter der NSDAP wurde, ist in seiner Eile und seiner Reihenfolge auch kommentarlos verständlich: Beim Fackelzug und den Ehrungen wurde immer Hindenburg vor Hitler benannt, er war den Bassumer Nationalsozialisten also zumindest gleichwertig ehrenhaft.

Die Adolf-Hitler-Straße wurde gleich nach dem Krieg zurück benannt in Lange Wand (nun in zwei Wörtern geschrieben). Die von Bassums Nazis umbenannte Hindenburgstraße behielt ihren Namen.

Wir Bassumer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sahen immer einen Stein des Anstoßes daran. Der zweite Reichspräsident, der Steigbügelhalter Hitlers, hatte die Ehrung einer Straßenbenennung, der erste Reichspräsident, Demokrat durch und durch, nicht.

Erläuterung

Anlass, Person und die Art und Weise der Namensgebungen lassen es nicht mehr zu, eine Ehrung in Form einer Straßenbenennung gelten zu lassen. In unserem Antrag betonen wir, dass es für die Anlieger sicherlich mühsam sein kann, Anschriften, Bank- und Versicherungsangelegenheiten zu ändern. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass dies hinnehmbar ist, damit in Straßenkarten oder in Navigationsgeräten Bassum und Hindenburg nicht mehr zusammen genannt werden können.

Natürlich gab es Protest. Und wir haben mit Anwohnern gesprochen. Vereinbart war das erste Gespräch auch als öffentliches in Anwesenheit der Presse, um zu zeigen, dass wir trotz unterschiedlicher Meinung respektvoll miteinander umgehen. Offensichtlich hatten die beiden Anlieger dies aber nicht untereinander abgesprochen, worüber sich der nicht Informierte dann in der Presse über die SPD beschwerte.

Er war es auch, der eigentlich das Gespräch sehr schnell mit dem Satz: „Das wollen wir alles nicht hören!“ inhaltlich beendete.

Die CDU-Ratsgruppe brachte sich mit einer sehr merkwürdigen Presseerklärung in die Diskussion: "Geschichte lässt sich durch eine Umbenennung nicht auslöschen." Offensichtlich soll es heißen: Wenn die Hindenburgstraße nicht mehr so heißt, besteht die Gefahr, dass Hitler nie zum Kanzler ernannt worden wäre, die wehrlosen Opfer des unbegrenzten U-Bootkrieges wieder auferstehen könnten, es doch einen Verständigungsfrieden gäbe – oder was will uns die Verfasserin damit sagen? Meint sie wirklich, durch eine Umbenennung wäre Hindenburg aus den Büchern und Bibliotheken verschwunden? Oder was soll dieser inhaltlose Satz besagen? Hat die Stadt Bassum dieser Lesart zufolge nach dem Krieg die „Geschichte Hitlers“ ausgelöscht, weil die Adolf-Hitler-Straße umbenannt wurde?

Weiter heißt es: „Geschichtsschreibung sollte keine Spielwiese für Politik sein.“ Was damit gemeint ist, bleibt wohl ein Geheimnis der Verfasserin.

Wir als SPD in Bassum sehen allerdings eine Verantwortung für uns als Politik, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und in politische Arbeit umzusetzen. Das heißt auch einmal, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und das eigene Handeln daran zu orientieren. Übernahme von Verantwortung für die Zukunft können wir das auch nennen.