Stolpersteine zur Erinnerung
Nachdem schon vor einigen Jahren von der SPD die Verlegung von Stolpersteinen angeregt worden war, ist der Wunsch nun in die Tat umgesetzt worden. Die Jusos hatten das Thema 2008 nach den zahlreichen Veranstaltungen zum Gedenken an die Reichspogromnacht 70 Jahre zuvor im Ortsverein erneut angestoßen und die Einbringung eines entsprechenden Antrags in den Stadtrat angeregt.
Der Künstler und Schöpfer der "Stolpersteine" Gunter Demnig war am 1.12. in Bassum und hat hier vier Steine verlegt.
Die Stolpersteine sind im Sinne Gunter Demnigs "Ein Projekt, das die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus am Leben erhält." (stolpersteine.com)
Wir in Bassum sind froh darüber, Teil dieses inzwischen internationalen Projekts zu sein und zu den weit über 500 Kommunen in Deutschland zu gehören, die die Stolpersteine als eine Art der Erinnerung begreifen. Mehr als 22.000 Steine sind bereits in verschiedenen europäischen Ländern verlegt worden, viele Hunderte sind in Planung.
Die Stolpersteine haben nach den Angaben Gunter Demnigs nicht selten Menschen wieder nach Deutschland gebracht, die das nach der Deportation und Ermordung von Angehörigen während des Nationalsozialismus nie wieder tun wollten. So aber wollten sie anwesend sein, wenn ihren Familienangehörigen an ihrem letzten freiwillig gewählten Wohnort ein Stein zur Erinnerung ins Pflaster eingelassen wurde.
„Das ist kein Grabstein“, sagte ein Mann, der mit einem Kindertransport nach England gerettet worden war, laut Demnig bei einer Verlegung eines Stolpersteins für seine Angehörigen. „Aber es ist ein Schlussstein für mich.“
In Bassum wurden die Steine für Helmut Rosenberg, Bahnhofstraße 8, für Josefine und Leopold Baehr, Syker Straße 11, und für Wilhelm Bonhorst, Kirchstraße 15, verlegt.
Helmut Rosenberg wurde nach Minsk deportiert und in Auschwitz umgebracht, Josefine Baehr nahm sich nach den Demütigungen in der Reichspogromnacht 1938 das Leben, Leopold Baehr wurde 1942 nach Minsk deportiert und ermordet. Sie waren jüdischer Herkunft.
Wilhelm Bonhorst gehört zu den Euthanasieopfern des Dritten Reichs, denn er wurde 1941 in die „Heilanstalt“ Hadamar eingewiesen und dort einige Tage später ermordet.
Die Stolpersteine sollen die Menschen „mit dem Kopf und dem Herzen stolpern“ lassen, wie es ein Hauptschüler in einer anderen Kommune ausgedrückt hatte.
Es gibt viele Möglichkeiten, das Innehalten vor dem Stein zu interpretieren: eine Verbeugung vor dem Opfer, wenn sich der Betrachter hinunterbeugt, um die Inschrift zu lesen – das ist eine weitere Betrachtungsweise.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Luzia Moldenhauer hatte zuvor im Rathaus auch als Vertreterin der Antragsteller gesprochen und sich beim Rat der Stadt bedankt, dass dieser den Antrag mit einer übergroßen Mehrheit (eine Gegenstimme, zwei Enthaltungen) unterstützt hatte. Die Frage nach dem „Warum sollen wir uns erinnern?“ beantwortete sie mit einem Zitat von Hannah Arendt:
„Die größten Übeltäter sind jene, die sich nicht erinnern, weil sie auf das Getane niemals Gedanken verschwendet haben, und ohne Erinnerung kann nichts sie zurückhalten. Das Denken an vergangene Angelegenheiten bedeutet für menschliche Wesen, sich in die Dimension der Tiefe zu begeben, Wurzeln zu schlagen und so sich selbst zu stabilisieren, so dass man nicht bei allem Möglichen – dem Zeitgeist, der Geschichte oder einfach der Versuchung – hinweggeschwemmt wird. Das größte Böse ist nicht radikal, es hat keine Wurzeln, und weil es keine Wurzeln hat, hat es keine Grenzen, kann sich ins unvorstellbar Extreme entwickeln und über die ganze Weilt ausbreiten.“ (Über das Böse: 77)
Sie dankte insbesondere dem Stadtarchivar Klaus Mencke, „der in akribischer Arbeit Daten gesammelt und die bereits bekannten biographischen Notizen durch Interviews mit den Nachkommen der Familien, durch Nachfragen bei Behörden und Institutionen ergänzt hat und dadurch die Geschichten der Personen für uns erkennbar hat werden lassen.“
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Dazwischengesprochen
Übrigens: Dass auf den Fotos keine VertreterInnen des Bürgerblocks zu sehen sind, hat nichts damit zu tun, dass wir sie aus vorhandenen Fotos ausgeschnitten hätten. Sonst ist - egal zu welcher Tages- und Nachtzeit - immer mindestens ein Vertreter oder eine Vertreterin des Bürgerblocks bei einer Veranstaltung dabei. Viele von den anwesenden Ratsmitgliedern hatten sich für dieses Ereignis einige Zeit von der Arbeit frei genommen.
Dass bei der Verlegung der Stolpersteine nicht ein einziges Mitglied des Bürgerblocks anwesend war - Was soll das bedeuten?
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Die SPD in Bassum als Antragstellerin hat zugesagt, die Kosten für die Steine als Spenden einzusammeln, um mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Projekt „Stolpersteine“ zu identifizieren und sich vielleicht für einen Stein verantwortlich zu fühlen.
Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden:
Kreissparkasse Syke
BLZ: 291 517 00
Kto.-Nr.: 1310031693
Dringend erforderlich ist der Hinweis “Stolpersteine”. Überzählig eingegangene Spenden werden der Kriegsgräberfürsorge übergeben. Wer mit seiner Spende eine Patenschaft übernehmen möchte, kann sich bei der SPD in Bassum per Mail unter fraktion@spd-bassum.de weitere Informationen holen.
Oder auch zu einem der öffentlichen Treffen in den Roten Laden kommen, beispielsweise am 5.12. zum Roten Frühstück zwischen 10 und 12 Uhr.