Ist Bildung nur ein Wirtschaftsfaktor?
Bildungsinstitutionen nicht nur an wirtschaftlichen Erfordernissen messen
Anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der Studie "Bildungsmonitor 2008" erklärt die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB), Dr. Eva-Maria Stange:
Schon wieder wirft die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft mit ihrem Bildungsmonitor einen völlig verkürzten Blick auf das deutsche Bildungssystem. Bildung muss mehr leisten als pure ökonomische Verwertbarkeit. Das zugrunde liegende Leitbild einer rein ökonomischen Betrachtung des Bildungssystems reduziert Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen auf Ausbildungsbetriebe, die allein wirtschaftlichen Erfordernissen folgen sollen. Diese mechanische und einseitige Sicht auf die Bildungseinrichtungen ignoriert die zutiefst humane gesellschaftliche Aufgabe, die ein Bildungssystem in einer demokratischen Gesellschaft zu erfüllen hat. Wer Hochschulen nur noch an ihrer Ausbildungsleistung in MINT-Fächern* misst, wird bald beklagen, dass es niemanden mehr gibt, der soziologische Studien überhaupt verstehen kann, der sich mit den Folgen der demografischen Entwicklung befasst oder der ein Interesse an einem Lehrerstudium für Gesellschaftskunde hat. Die Summierung von über 100 Indikatoren in einen einzelnen Zahlenwert schafft keine Transparenz über die wirkliche Lage im Bildungssystem sondern dient dem politischen Länder-Ranking. Das eigentliche Problem des deutschen Bildungssystems - die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft, die sozial und regional bedingte Chancenungleichheit im gesamten Bildungsverlauf - wird damit bewusst nicht aufgegriffen.
*Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik
Quelle: Pressemitteilung 458/2008 vom 26.08.2008 http://www.spd.de/menu/1755082/