Unser Freund und Genosse Hans-Jürgen ist tot.

Voller Schmerz wird uns bewusst, dass wir nie wieder sein verschmitztes Lächeln, seine Hilfe und seinen Rat vernehmen können.
Tapfer hat er sich über elf Jahre gegen eine bösartige Krankheit gewehrt, jetzt verstarb er nach kurzer, aber sehr heftiger Krankheit.

Hans - Jürgen Urbrock (1948 - 2012)

Foto: Hans-Jürgen Urbrock
Hans-Jürgen im letzten Jahr bei der 800-Jahr-Feier in Stühren.

Über die Arbeit in der Postgewerkschaft kam Hans-Jürgen früh zur SPD. 1976 zog er erstmals in den Stadtrat. Schon in seiner ersten Sitzung des damaligen Bau- und Planungsausschusses führte eine Nachfrage zu Stirnrunzeln bei den Altvorderen. Es kam die Frage auf, welche Straße die Stadt ausbauen sollte, denn es gebe Zuschüsse. “Brauchen wir den Ausbau?" war Hans-Jürgens konstante Nachfrage. Offensichtlich sprachen die jungen Abgeordneten und die älteren eine andere Sprache: Hans-Jürgen Urbrock wollte wissen, wozu welche Straße wie ausgebaut werden sollte, während es den anderen 1976 noch egal war, da es ja Zuschüsse gebe.

Dieses kritische Nachfragen war ein Kennzeichen von ihm. Einfache Antworten gab es für ihn nicht. Das hat uns auch nachhaltig geholfen.

Auf der persönlichen Ebene war Hilfe und Unterstützung noch nicht einmal eine Selbstverständlichkeit, sondern etwas, was man kommentarlos tat. Kaum ein Fraktionsmitglied, dem Hans-Jürgen, der Diplom-Ingenieur, der Telekommunikationstechnik von der Pike aus gelernt hat, nicht Telefonleitungen verlegt oder angeschlossen hatte. Auch vor wuchtigen T-Trägern bei Umbauten schreckte er nicht zurück, jedoch verweigerte er einmal weitere Mithilfe bei einem eventuell nötigen Umzug: “Entweder du trennst dich von deinen Büchern oder suchst dir einen anderen!" Aber natürlich packte er dann doch wieder mit an, trotz mittlerweile noch mehr Büchern.

Spiekeroog ohne Hans-Jürgen wird für uns sehr, sehr schwer. Der letzte im Blanken Hans, aber der erste morgens am Konferenztisch, der nervös trommelnd die anderen zur Arbeit antrieb, das war er. Auch die Einführung des Begrüßungs-Lumumbas auf der Fähre (für die schwachen Gemüter mit einem Bockwürstchen) war seine Erfindung.

Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildete die Stärkung der dörflichen Struktur. Deswegen war er mit Leib und Seele Ortsvorsteher Stührens, ein Amt, das ihm mehr gefiel als andere, die er zweifellos hätte erreichen können.

Hans-Jürgen war aber nicht nur Kommunalpolitiker. Er war fest verbunden in seiner Partei, entwickelte die Programmatik mit. Deswegen war er auch gerne sechs Jahre lang Vorsitzender der SPD in Bassum. Ein Satz von ihm trifft den Nagel auf den Kopf: “Politik ohne Partei ist wie Suppe ohne Löffel essen: das wird unappetitlich!"
2006 kandidierte er nach 30 Jahren Ratszugehörigkeit nicht mehr für den Stadtrat. Seinen Rat und seine Kenntnisse aber noch für uns griffbereit zu haben, nahm er, der Ehrungen sonst nicht viel abgewann, die Wahl zum Ehrenvorsitzenden der SPD im Rat der Stadt Bassum an.

Als 1992 der damalige Fraktionsvorsitzende wegen beruflicher Belastung vorübergehend diese Position nicht ausreichend ausfüllen konnte, war es für Hans-Jürgen eine Selbstverständlichkeit, dass er, der damalige Stellvertreter, sofort dieses Amt übernahm. Er hatte aber auch gleich klar gemacht: Nur bis zum Ende der Wahlperiode, 1996, und nicht länger.

Menschliche Verbundenheit wird das sein, was uns immer an Hans-Jürgen Urbrock erinnern wird, was er uns hinterlässt. Über die gemeinsame Arbeit an der Entwicklung seiner Stadt hinaus ist es Hans-Jürgen immer wichtig gewesen, darauf hinzuweisen, dass eine Stadt aus Menschen aufgebaut ist.

Auf Beerdigungen wird gemeinhin viel gelogen. Jeder Mensch hat Schattenseiten, die das Zusammenleben manchmal schwer machten. Bei Hans-Jürgen finden wir diese Schattenseiten nicht.

Er war ein Guter, ein sehr Guter. Sein Verlust ist für uns schwer erträglich. Unsere Gedanken sind jetzt ganz eng bei seiner geliebten Frau Marianne.