Seit 2007 wird geplant und überlegt, seit 2012 liegen die Pläne vor, nun sollen sie verwirklicht werden: Die Unterlagen zum Ausbau der B51 sorgen für Zoff.

Geplant ist eine sog. 2+1-Regelung auf einem 5,4 km langen Teilstück der B 51 zwischen Kastendieck und Bassum Nord. Sie sollen in 1,8 km lange Unterteilstücke aufgeteilt werden, die dann abwechselnd jeweils zwei Spuren und auf der Gegenfahrbahn eine Spur haben sollen. Damit man leichter überholen kann und damit den psychisch so gefährlichen „Überholdruck“ abreagieren kann.

Für Zoff sorgte besonders die in den Jahren völlig geänderte Begründung bei unveränderter Zielsetzung. Das muss den Verdacht aufkommen lassen, dass die Entscheidung unabhängig von nachvollziehbaren Argumenten gefallen ist. Zuerst war es die verminderte durchschnittliche Reisezeit. Zwischen Diepholz und Bremen solle sie eine Stunde betragen, sie sei aber um 7 Minuten zu lang. Deswegen müssten die Fahrbahnen ausgebaut werden, damit diese 7 Minuten aufgeholt werden könnten. Wenn 7 Minuten bei einer Gesamtentfernung von 80 k m auf einer Strecke von 5,4 km aufgeholt werden müssten, wie schnell sollen dann die Autos fahren…?

Als zweites Argument: die vielen Unfälle. Nun: Geschwindigkeitsbezogen gibt es sie nicht, ein Drittel der Unfälle sind Wildunfälle, die meisten anderen sind Auffahrunfälle beim Abbiegen, sog. „Rasanzunfälle“ gibt es so gut wie gar nicht.

Na gut, vielleicht dann noch der zunehmende Verkehrt durch die Verlagerung von der Autobahn auf die B51 wegen der Maut? Zieht auch nicht, denn zum 1.7.2018 wird auch die B51 bemautet.

Also, wenn alle Argumente nicht helfen, wozu dann das Ganze?

Das wussten auch die Anwesenden nicht zu erklären. Es gibt durch den Ausbau nicht nur enorme Einschnitte in die Natur (die stören den verzückten Raser aber nicht sonderlich), die Orte nebenan werden abgehängt, der Fahrradweg nach Bremen wird zu einem Wirtschaftsweg, auf dem landwirtschaftliches Großgerät mit Fahrrädern um den Platz streitet, die Stadt Bassum, die eigentlich Wege einsparen möchte, wird zum Unterhalt etlicher neuer Wege verpflichtet.

Fast alle haben dies verstanden, sie hatten sich über Monate mit der Materie beschäftigt. Ein Ahnungsloser war auch auf der Versammlung. Dummerweise schrieb er für die Kreiszeitung. Während sich in einem Wortbeitrag am 18.5.2018 der NDR im Morgenprogramm von Radio Niedersachsen objektiv mit dem Thema beschäftigte, bewies Michael Walter in einem Kommentar vom 19.5.2018 sein Desinteresse für eine sachliche Beschäftigung mit dem Thema. Unser Fraktionsvorsitzender Dr. Christoph Lanzendörfer hat ihm in einem eigenen Kommentar geantwortet.

Für die drei veranstaltenden Fraktionen war das Ergebnis klar: Ihr Nein zum Ausbau der B51 ist begründet und wird von den Betroffenen geteilt.

Kommentar zum Kreiszeitungskommentar „… und sie dreht sich doch!“ von Michael Walter in der Kreiszeitung vom 19.5.2018

Umba umba umba

So stellen wir uns lautmalerisch einen Rhythmus vor, den vielleicht die Neandertaler beim gemeinsamen Zerstampfen von Nahrung in großen Trögen benutzten.

Und der wohl auch Michael Walter vorschwebte, als er aus der tiefsten Provinz (Nordwohlde…) zurück kommend auf sein heiß geliebtes Stück Bundesstraße mit einer 2+1-Regelung fahren durfte.

Kenntnis von der Vorgeschichte? Fehlanzeige.

Journalistischer Wille zur möglichst umfassenden Objektivität? Fehlanzeige.

Erkennbare Auseinandersetzung mit dem Thema? Fehlanzeige.

Vielleicht mag so etwas in einem Kommentar noch erlaubt sein. Wenn aber im Artikel selbst dermaßen unterschwellig die Meinung der besorgten Bürgerinnen und Bürger ins Lächerliche gezogen wird, fragen wir uns: Ist Herr Walter nicht eher der Pressesprecher des Landesamtes?

„Gut 80 Besucher vorwiegend älteren Semesters…“ Aha, also im Grunde dement, kann man also vergessen, was die meinen. Einer Realitätsprüfung würde seine These, nebenbei, kaum standhalten.

„Danach bemühten sich die Veranstalter doch noch um ein wenig Sachlichkeit…“ Immerhin, sie bemühten sich, und um ein wenig Sachlichkeit - aber auch nicht mehr.

„Dazu die bekannten grundsätzlichen Thesen…“ Na, wirklich, so etwas höre ich mir nicht mehr an, grundsätzliche Thesen, also ehrlich. Außerdem sind sie bekannt, also doch wohl schon längst widerlegt, oder?

Nein, die hier berichtende Kreiszeitung hat die Nordwohlderinnen und Nordwohlder als Deppen und Hinterwäldler ohne Recht auf eine Meinung und ohne Recht auf gefahrloses Besuchen von Freunden auf der anderen Straßenseite dargestellt. Sie, diese Neandertaler, die nach der Überschrift von Herrn Walter belehrt werden müssen, dass sich die Sonne nicht um die Erde dreht. Sie, die einfach nicht einsehen wollen, dass zu einer deutschen Landschaft deutsche Straßen mit mindestens 2+1-Regelung gehören. Sie, die das freudvolle Berasen einer Bundesstraße mit dieser Regelung nicht kennen, übrigens auf einer 20 km und nicht 5,4 km langen Teilstrecke, die Herr Walter ihnen aber schmackhaft machen will.

Diese Neandertaler aus Nordwohlde würden wohl, so sieht es Herr Walter, eine Eisenbahn verbieten wollen (wenn er ihnen nicht erklärt hätte, was das überhaupt ist), sie würden auf Strom verzichten, sie wären also die personifizierten Hinterwäldler. Weil sie gegen einen nicht zu begründenden Ausbau einer Bundesstraße sind.

Menschen und ihre Sorgen nicht ernst zu nehmen, sie auf hervorgehobener Stelle lächerlich zu machen und ohne Rücksicht auf die Zukunft dem momentanen Glücksgefühl alles zu opfern - diese Haltung hielten wir für ausgestorben. Wie die Neandertaler. Herr Walter hat uns mit seinem Kommentar belehrt, dass es diese Art von Menschen wie ihn tatsächlich noch gibt. Und sie in der Kreiszeitung ihr Organ haben.

Dr. Christoph Lanzendörfer