Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr hat neue Ideen für Bassum. D.h.: so neu sind sie nun auch wieder nicht, die Unterlagen hierzu beziehen sich auf einen Zeitraum von zehn Jahren.
Kernpunkt der Sache: Die „Verkehrsqualität“ auf der B 51 in Bassum soll erhöht werden. Befragt, was „Verkehrsqualität“ bedeuten mag, antwortete der Vertreter der Behörde vor einiger Zeit im VA: Überholen zu können.

Sieben Minuten kosten 4,5 km Baumreihe und 500 Bäume!

Verbesserte Verkehrsqualität?

Der Reihe nach.
Oberstes Kriterium für die Planer ist folgender Grundsatz (wir zitieren aus dem Projektkonzept, das jetzt vorliegt):

„Die angestrebte Pkw-Reisegeschwindigkeit liegt bei 70 bis 80 km/h. Der Standardentfernungsbereich zwischen zwei städtischen Zentren beträgt 10 bis 70 km. Für Entfernungen an der oberen Grenze des Entfernungsbereiches soll auch der obere Wert der angestrebten Fahrgeschwindigkeit angesetzt werden. Die Entfernung zwischen dem Mittelzentrum Diepholz und dem Oberzentrum Bremen beträgt 70 km, sodass eine Reisegeschwindigkeit von 80 km/h anzustreben ist“ (S. 3).

Verwunderung: Aus einer im ersten Satz angestrebte PKW-Reisegeschwindigkeit von 70 bis 80 km/h wird zwei Sätze später eine Reisegeschwindigkeit von 80 km/h ohne von und bis. Wohlgemerkt: hier handelt es sich um eine Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen Diepholz und Bremen inklusive der geschlossenen Ortschaften Cornau, Drebber, Barnstorf, Twistringen und Fahrenhorst und aller Ampeln!

Wenn die B 51 nicht dreispurig erweitert werde, so bleibe man sieben Minuten (= 7 Minuten, !!) auf der Strecke zwischen Diepholz und Bremen unter der mit einer Reisegeschwindigkeit von durchschnittlich 80 km/h möglichen Zeit.

Sieben Minuten auf der Gesamtstrecke!

Ein uns bis vor kurzem neues Wort wird eingeführt: Der „Überholdruck“. Ja, so steht das dort mehrfach: Überholdruck! Irgendwie wird man gedrückt zu überholen! Und der entstehe auch wegen des rasant zunehmenden Lastverkehrs.

Genial, nicht? Man belegt die Autobahnen mit LKW-Maut, der dann auf die freien Strecken drängende LKW-Verkehr behindert andere Fahrer, in denen bekanntlich ein unerträglicher Überholdruck aufgebaut wird und schon, schwups, hat man die Begründung, um endlich breitere Bundesstraßen zu haben.

Die B 51 soll zwischen Bassum und Kätingen an manchen Stellen dreispurig ausgebaut werden, wobei die Führung wechselt: Mal hat die eine Richtung zwei Spuren und die andere wird mit einem Doppelstrich strikt einspurig, mal ist es umgekehrt. In diesen einspurigen Bereichen zockelt man auch hinter LKWs hinterher, aber der dann massiv gesteigerte Überholdruck kann ja nach einigen Kilometern wieder abgebaut werden, dann geht es ja ungehindert vrorwärts.

Ach, Wildunfälle: Die haben zwar zugenommen, so wird berichtet, aber durch eine höhere Geschwindigkeit würden wohl Wildunfälle weniger, das Ganze diene ja auch der Verkehrssicherheit. Jeder hat es ja schon selbst erlebt: Man kann mit einem sehr hohen Tempo durch Wildwechselgebiete brettern, da passiert nichts, aber kaum fährt man langsamer oder parkt sogar (da ist ja die Geschwindigkeit 0), schon trampeln einem Wildschweinhorden das ganze Auto kaputt. Deswegen ist eine höhere Reisegeschwindigkeit ein unbedingtes Muss!

Das alles soll eine schlappe Million kosten (wahrscheinlich aus der LKW-Maut), zusätzlich 4,5 km Baumreihen mit 500 „Altbäumen“.

Das Ganze haben sich Beamte ausgedacht.

Foto: B 51 zwischen Kätingen und Bassum
Autofreunde werden bei diesem Foto für eine Dreispurigkeit votieren, andere werden denken, so kann man ja auch überholen. Und Menschen, die zeitig losfahren und weder hetzen noch sich unter Druck setzen lassen wollen, achten darauf, dass sie sich und andere nicht gefährden, damit solche Warnschilder überflüssig werden. Wenn der Autoverkehr zunimmt, insbesondere der LKW-Verkehr, dann ist aus unserer Sicht das Fällen von Bäumen, um Straßen zu verbreitern, nicht der richtige Weg, dem zu begegnen.