Der Klinikverbund hat mit der angekündigten Schließung der geburtshilflichen Abteilung in Bassum ein neues Kapitel für den Satire-Bestseller „Gut mit Menschen umgehen“ geschrieben. Unter diesem Motto firmiert der St.-Ansgar-Klinikverbund, der von den Alexianern gesteuerte Krankenhausverbund. Am 7.9.2011 beschloss der Aufsichtsrat des Klinikverbunds die Schließung der Geburtshilfe zum 1.1.2012. Begründung: Man fände keine Fachärzte mehr.

Kooperation und Kommunikation - nicht mit allen Aufsichtsratsmitgliedern?

Im Aufsichtsrat sitzen auf Seiten des Minderheitenbeteiligten Landkreis Diepholz der noch amtierende Landrat Gerd Stötzel und der CDU-Fraktionsvorsitzende Volker Meyer. Der hatte an Diskussion und Abstimmung nicht teilgenommen. Niemand hielt es für nötig, ihn über diese gravierende Maßnahme zu informieren, so dass Meyer wie der Rest der Bevölkerung von der Schließung durch die Zeitung erfuhr. Ein deutliches Zeichen für die „Kooperation und Kommunikation“, derer sich St. Ansgar so rühmt: Einen der wichtigsten Fürsprecher hat der Aufsichtsrat damit öffentlich vorgeführt. In der langen Kette unverständiger Maßnahmen ist das wieder einmal ein Höhepunkt.

Kooperation und Kommunikation - in der Vergangenheit...

Kooperation und Kommunikation - Die Entlassung diverser Chefärzte in den letzten Jahren, die sich bei Patienten durch gute medizinische Arbeit sowie durch öffentliche Veranstaltung zu ihren Fachgebieten einen guten Namen gemacht hatten, wurde nach außen nie schlüssig kommuniziert.

Kooperation und Kommunikation - mit dem Fachpersonal?

Stimmt also der vorgeschobene Grund, die Geburtshilfe muss schließen, weil es keine Fachärzte gibt, dann muss sich der Klinikverbund nach seinem eigenen Verhalten fragen: Geht man so mit Mitarbeitern um? Wen kann man gewinnen für eine Einrichtung, die ganz offensichtlich nicht ernst nimmt, was sie selbst schreibt: „Kooperation und Kommunikation“ werden nur im Internet groß geschrieben, sonst gar nicht.
Unklar ist zudem, weshalb sich der Klinikverbund überhaupt um gynäkologische Fachärzte kümmern muss: Die Geburtshilfe ist eine Belegabteilung, die von drei Bassumer Gynäkologinnen geführt wird. Welche Aufgabe ein von Ansgar gesuchter Gynäkologe in der Belegabteilung oder im Krankenhaus erfüllen soll, ist bisher nicht „kommuniziert“ worden.
Nehmen wir Ansgar ernst, dann würde der Schließungsbeschluss ja hinfällig, würde man einen Facharzt finden. Ist das jemals deutlich gesagt worden? Dass dabei die Hebammen, die sich seit Jahren mit großem (offensichtlich auch eigenem finanziellen) Engagement für diese Abteilung eingesetzt haben, jetzt so eben mal kurzfristig "vor die Tür gesetzt werden", ohne dass sie rechtzeitig über die Pläne informiert wurden... Wie ist der Leitspruch noch: "Gut mit Menschen umgehen"?

Es ist schon schlimm, wie der Klinikverbund Bereich für Bereich beschneidet. In Bassum war die letzte geburtshilfliche Abteilung angesiedelt, von früher vier Abteilungen im Landkreis gibt es nun keine mehr. Dies als Erfolg des Klinikverbunds verkaufen zu wollen, klingt makaber.

Foto: Krankenhaus Bassum
Herbst am Bassumer Krankenhaus: Die Geburtshilfe soll nach dem Willen des St. Ansgar Klinikverbunds zum 1.1.2012 geschlossen werden.

Kooperation und Kommunikation - wenn Gelder fließen

Ansgar hielt in Bassum immer seine Hand auf, wenn es um Zuschüsse ging: Man wollte Steuern von der Stadt wieder haben, Straßen sollten bei der Erweiterung auf Kosten der Stadt gebaut werden, auch das für das Krankenhaus gewollte Verkehrskonzept soll selbstverständlich von der Öffentlichkeit bezahlt werden. Und der Bürgerblock übertrumpfte alle noch mit der grotesken Forderung nach einem Bahntunnel für Ansgar. Kosten für ein ähnliches Bauwerk in Diepholz: 11 Mio €. Auch hier sollen natürlich die Bassumerinnen und Bassumer die Kosten stemmen. Als Gegenleistung wird die Geburtshilfe geschlossen.
Erinnern wir uns: Als die Alexianer 2005 in Verhandlungen zur (selbstredend kostenlosen) Übernahme aller Krankenhäuser im Landkreis eintraten, da gaben sie zu Protokoll, sie würden, um wirtschaftlich arbeiten zu können, die „Selbstversorgungsquote“, also die Anzahl der aus dem Landkreis in Krankenhäuser eingewiesenen PatientInnen, von 30 auf 50% erhöhen, daran solle man sie messen. Hat irgendjemand einmal Zahlen gesehen, wie weit die Alexianer 5 Jahre nach Übernahme der Krankenhäuser auf ihrem selbst gesteckten Ziel schon voran gekommen sind?

Die Alexianer haben sich als unseriöse Partner erwiesen, auf die die Stadt nicht zählen kann. Als wir 2005 genau das vorhergesagt haben, wurden wir gerade vom Landrat, der jetzt die Schließung mit beschlossen hat, rüde angegiftet.

Schade, dass wir Recht haben!