Ist das Land Idylle oder zugrunde gehende Provinz?
Axel Brüggemann geht in seinem Buch „Landfrust“ dieser Frage nach. Er durchforstet die Problemfelder des Landlebens: Bildung, Arbeit, Freizeit, Gewalt und noch andere Dinge. Insgesamt findet er 13 solcher Problemfelder, die er jeweils nach dem gleichen Schema bearbeitet: Als Einführung eine fiktive Geschichte, als Hauptteil Daten und Statistiken und schließlich Beschreibung selbst erlebter Szenen in ganz Deutschland.

Axel Brüggemann kommt aus Berlin und hat auf dem Lande gemeinsam mit seiner Frau das Haus seines Großvaters übernommen. „Ursprünglich sollte dieses Buch davon handeln“, so beginnt er, „wie unglaublich schön mein Leben geworden ist, seit ich aus der Großstadt Berlin in ein Dorf bei Bremen zog … Aber nach einem halben Jahr habe ich gemerkt, wie verlockend es ist, sich selbst zu betrügen. Wie schnell man beginnt, sich seine Umgebung schönzureden - nur um eventuelle Zweifel an der eigenen Lebensplanung gar nicht erst aufkommen zu lassen.“
Brüggemann beschreibt die Schulmisere auf dem Land, die fehlenden oder geringen Einkaufsmöglichkeiten, die gegenüber der Stadt deutlich geringeren Kulturangebote und auch die angespannte Haushaltslage fast sämtlicher Kommunen.
Das Dorf - es ist schon lange nicht mehr das Dorf, von dem uns erzählt wird. Die Altersfalle hat gerade auf dem ganz flachen Land zugeschlagen: wegen fehlender Arbeitsplatzangebote ist gerade die Jugend weggezogen, das bedeutet Kaufkraftverlust, es gibt kaum noch Geschäfte und damit wird das Dorf noch weniger verlockend, irgendwann bleiben die Alten und ganz Alten, ohne Geschäft, ohne Kirche, ohne Arzt.

Ein interessantes Buch. Auch wenn keine Verbesserungsvorschläge vorgelegt werden, kann es gerade der Kommunalpolitik wichtige Fingerzeige geben. Wir lesen es aufmerksam.

Axel Brüggemann: Landfrust. Ein Blick in die deutsche Provinz. Reinbek, Rowohlt Kindler, 269 Seiten, erschienen am 11.3.2011


Landfrust