Die Presse schrieb ja ausführlich darüber: Die Verwaltung möchte gerne die Fortschreibung des CIMA-Gutachtens von 2002 (City-Marketing GmbH).
Der Ansatz ist richtig: Wie sollen wir etwas verbessern, wenn nicht genau und klar erkennbar ist, was wir besser machen können?
So hieß es schon zusammengefasst im alten Gutachten (S. 52), die Stadt dürfe nicht den Fehler machen und die Lebensmittelmärkte auf die Wiese an den Stadtrand lassen.

Dieses Gutachten wurde vorgestellt, in öffentlichen Veranstaltungen bekannt gemacht - und war von der Verwaltungsspitze nach 2 Stunden vergessen! Am Tag der Vorstellung nämlich trafen auch Vertreter der Firma Lidl bei der Stadt ein, die bekannt gaben, sie würden aus dem City-Markt in die Bremer Straße ziehen, die Stadt müsste jetzt die Straßenführung ändern, denn mit ihren Sattelschleppern käme Lidl nicht an den Standort.

Vielleicht erinnern Sie sich: SPD und CDU sagten: Gut, wir können euren Bau nicht verhindern, aber wir werden die Straße nicht ändern, also überlegt was ihr tut.
Lidl baute trotzdem - und insgesamt viermal ließ der Bürgermeister über diesen Punkt im Rat abstimmen. Er wollte die veränderte Straßenführung - entgegen allen geäußerten Warnungen.

Vielleicht erinnern Sie sich auch: Im Wahlkampf 2006 war dies das einzige Thema des Bürgerblocks, der seine typische „Wahlbefragung“ darauf aufbaute (2001 sammelte der Bürgerblock Unterschriften gegen das Denkmal im Kreisel - was blüht uns jetzt?). Und der Gipfel: Der Bürgermeister verteilte ein Flugblatt „Ehrlichkeit [...] statt Parteizugehörigkeit“ [Anm.: Richtig muss es heißen "Ehrlichkeit [...] statt Partei(zuge)hörigkeit", siehe Nachricht vom 7.2.2011] und forderte auf Seite 3: "Es muss Schluss sein mit der Verhinderungspolitik (Zufahrt Lidl und Innenstadt)."

Das ist ja krass: Diejenigen, die teure Gutachten ernst nehmen und sich nicht sofort gegen die Interessen der Stadt breit klopfen lassen, sind die „Verhinderer“.

So sinnvoll ein neues Einzelhandelsgutachten ist: Was sollen wir von einer Verwaltungsspitze halten, die sich gar nicht darum kümmert? Die sogar das Gegenteil tut.

Da sind wir ratlos. Aber eins wissen wir: Wir schauen schon einige Jahre voraus. Andere nicht. Und die brauchen jetzt ein neues Gutachten.


2006 Flyer Bgm Kl
Foto: Flyer KommWahl 2006
Flugblatt aus dem Jahr der Kommunalwahl 2006, mit dem der Bürgermeister die "Verhinderungspolitik" der "Mehrheitsfraktionen" anprangert. Heute fordert er die Fortschreibung des Gutachtens zur Innenstadtentwicklung - damals hat er die Vorschläge der Gutachter schlichtweg ignoriert.