Zur Teilnahme am Zukunftskonvent der SPD hatten sich weit über 2000 Interessierte aus ganz Deutschland angemeldet. Die Parteiführung wollte mit ihren Mitgliedern und interessierten Bürgern und Bürgerinnen das neue Parteiprogramm diskutieren, das im Oktober auf dem Bundesparteitag in Hamburg beschlossen werden soll. Auch aus Bassum und Twistringen hatte sich eine kleine Gruppe ins HCC nach Hannover aufgemacht.
Ihre Erfahrungsberichte geben einen persönlichen Eindruck der Veranstaltung wieder.

Die GenossInnen wurden von Hannovers OB Stephan Weil begrüßt, bevor Wolfgang Jüttner Grußworte an die Teilnehmenden richtete. In seinem Redebeitrag griff er vor allem die völlig veraltete Bildungspolitik der Landesregierung an. Eine selbstbewusste Andrea Ypsilanti konnten die GenossInnen danach erleben, sie wird ihren Weg in Hessen sicher machen! Die gut einstündige Rede unseres Parteivorsitzenden Kurt Beck war kämpferisch und wurde von den ZuhörerInnen mit viel Beifall immer wieder unterbrochen. Nach dem Mittagessen ging es in 18 verschiedenen Foren und Arbeitsgemeinschaften. Aus den zahlreichen Angeboten hatte ich mir bewusst eines heraus gesucht, das sich mit einem Thema befasst, welches nicht unmittelbar mit kommunalen Themen zu tun hat: das Forum Außenpolitik. Dort diskutierten Martin Schulz, Vorsitzender der Fraktion der Sozialdemokraten im EU-Parlament und Außenminister Steinmeier mit den Gästen. Aus mehreren Foren habe ich inzwischen erfahren, dass in allen recht schnell Beiträge aus dem Publikum zugelassen wurden, so dass sich die Experten mit konkreten Fragen befassen mussten. Das traf für das Forum Außenpolitik ebenfalls zu. Da ich beide Politiker in ihren heutigen Funktionen noch nie live erlebt hatte, war dies für mich eine neue und interessante Erfahrung. Martin Schulz habe ich als jemanden erlebt, der nah an der Basis ist, der weiß, wie man Menschen ansprechen muss, damit sie zuhören und verstehen können. Er reagierte auf geäußerte Kritik in Bezug auf die Europapolitik mit Verständnis, machte aber an manchen Stellen seine Position deutlich, auch wenn das einigen Zuhörern nicht so gut gefiel. Für seine Meinung und die seiner Fraktion brachte er für mich nachvollziehbare Argumente vor. Beide Politiker waren am Morgen direkt aus Brüssel angereist und noch voller Eindrücke aus den Gipfelgesprächen der EU. Beide zeigten sich erleichtert darüber, dass doch noch eine Einigung mit allen 27 europäischen Staaten zustande kam und betonten, dass mit der rechtlichen Bindung an die Grundrechtscharta sozialdemokratisches Grundverständnis realisiert wurde. Nach dem Forum hatte ich Gelegenheit, kurz mit Martin Schulz zu sprechen. Wir waren in den 1970er Jahren gemeinsam bei den Jusos im Landkreis Aachen aktiv, als er ihr Vorsitzender war. Wir haben uns in Hannover das erste Mal seit dieser Zeit wieder gesehen. Die Begegnung war sehr lustig, weil er sich nämlich an meine Mutter erinnerte und mich fragte:"Nä, bist Du 'ne Tochter von der Wilma!?" Sie war nämlich in dieser Zeit bis weit in die 80er Jahre in der SPD sehr aktiv auf vielen Ebenen und in mehreren Funktionen. Nach dieser Bemerkung habe ich festgestellt, dass man doch nicht so schnell vergessen wird, wenn man sich engagiert. Und ich habe mich riesig gefreut und war, nein, ich bin sehr stolz, die Tochter meiner Mutter zu sein! ;-)

Luzia Moldenhauer Matthias Fischer aus Twistringen und die Familie Martin, Janette und Benny Wolle aus Bassum waren auch in Hannover dabei. Allerdings verbrachten Mutter und Sohn den Tag in Hannovers wunderschönem Zoo, während der Vater sich mit Matthias Fischer an der Diskussion im Neumitgliederforum beteiligte. So, nun habe auch ich meine erste SPD Großveranstaltung miterlebt. Nachdem sich meine Familie in Richtung Zoo verabschiedet hatte, ging es auch ohne Umwege in den Kuppelsaal des HCC. Zu den eben bereits erwähnten Reden kann nur noch gesagt werden, dass Wolfgang Jüttner uns allen klar machen konnte, warum ein Regierungswechsel in Niedersachsen mehr als nötig ist. Nach der Mittagspause nahmen Matthias und ich am Neumitgliederforum teil. Mir fiel gleich auf, dass die Teilnehmer aus allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen stammen, die SPD ist eine wahre Volkspartei. Zur Einstimmung gab es einen kleinen Film über die Geschichte der SPD. Direkt im Anschluss stellte sich mit Hubertus Heil, Andrea Nahles und Herbert Schmalstieg u. a. hochrangige SPD-.Prominenz den Fragen der Neulingen. Schnell entstand eine interessante und auch kontroverse Diskussion über den Bremer Entwurf. Neben vielen Fragen zum neuen Grundsatzprogramm wurden auch viele Anregungen bzw. allgemeine Kritik geäußert, aber auch ein Lob fand mal Platz in den Redebeiträgen. Nachdem wir alle unsere Verbesserungen vorgetragen hatten, nahm sich das Podium, besonders Andrea Nahles, viel Zeit, um unsere Fragen zu beantworten. Mir fiel hier auf, wie locker doch die so genannten hohen Tiere in Natura sind. Diese Lockerheit spiegelte sich im ganzen Tag wieder. Es war mal schön fremde Menschen mit Du anzureden. Kurz vor der Heimreise lief noch der Bundesaußenminister in greifbarer Nähe an uns vorbei, damit hatten wir ein weiteres Highlight erlebt ;-) Vor der Halle warteten schon Luzia und meine Familie auf uns, wobei Benny den Schlaf der Gerechten schlief.

Martin Wolle Matthias Fischer und Martin Wolle hören aufmerksam der Rede von Kurt Beck zu. Auch wenn sie, wie viele andere Teilnehmende auch, nur noch einen Platz ganz weit oben im Kuppelsaal des HCC ergattern konnten, die gute Stimmung im Saal gelangte bis in die oberen Ränge.